Die lange Einzelhandel-Tradition der niedersächsischen Familie Goslar

Ein Familienbetrieb, der tatsächlich 130-jähriges Jubiläum feiert – Harm Goslar kann stolz sein auf das Werk und Erbe seiner Vorfahren. Er führt Schuh und Sport Goslar in der vierten Generation, und es besteht durchaus die Chance, dass sein Sohn das Geschäft irgendwann weiterführt. Die lange und beeindruckende Geschichte, die das Unternehmen schreibt, spielt sich über all die Jahre im niedersächsischen Burgdorf (bei Hannover) ab. Dort lässt sich 1894 der Schuhmachermeister Julius Goslar nach einen Lehr- und Wanderjahren gemeinsam mit seiner Frau Lina nieder, und er eröffnet eine Maßschuhwerkstatt. Später kommt noch ein Ladengeschäft für den Verkauf von Fabrikschuhen hinzu. Im Frühjahr 1936 übernimmt sein Sohn Hermann das Geschäft. Nach dem Krieg und diversen Umzügen innerhalb des Ortes wird die Schaufensterfront in der Marktstraße 38 erweitert, die Fassade modernisiert und die Verkaufsfläche vergrößert. Zum Angebot gehörten nun auch Sportbekleidung und Sportgeräte. Kurz vor den 75-jährigen Bestehen entsteht neben dem Geschäft auf den neu gekauften Grundstücken Nr. 36 und 37 ein vierstöckiges repräsentatives Geschäftshaus. In dem in nur 79 Tagen gebauten Gebäude ist die Verkaufsfläche mehr als doppelt so groß. Hermann Goslar Jr. konnte so im Jahre 1970, als er das Geschäft von seinem Vater übernahm, seinen Kunden eine noch größere Auswahl bieten. Beide Gebäudeteile werden rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum, also 1994, renoviert.

Filialen in Burgwedel und Lehrte

Die Familie Goslar modernisiert aber nicht „nur“, sondern expandiert auch gleichzeitig: In den 60er Jahren wird eine Filiale im knapp zehn Kilometer entfernten Lehrte eröffnet und von Hermanns Sohn Friedrich Goslar als eigenständiges Unternehmen geführt. Das Schuh- und Sporthaus entwickelt sich im Laufe der Jahre – mittlerweile ist dort die nächste vierte Generation mit Sven Goslar am Ruder – zu einem Teamsport-Spezialisten. Ein ähnlicher Weg wird mit der nächsten Filiale in Burgwedel eingeschlagen, die 1974 entsteht: Was als Schuhgeschäft beginnt, setzt sich als Schuh- und Sporthaus fort und macht dann wieder eine Rolle rückwärts zum Schuhspezialisten – unter der Führung von Harm Goslar. Er ist 1997 nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften und einer Berufserfahrung bei Galipp Schuhmode in den Familienbetrieb eingestiegen, führt gleichzeitig Schuh und Sport Goslar in Burgdorf und das Schuhhaus in Burgwedel. Der Fokus am Stammhaus liegt auf Wintersport, Running, Outdoor und Schwimmen, das Geschäft hat eine Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern.

Übernimmt die nächste Generation der Goslars?

In einer Kleinstadt stationär mit allein Stammkunden überleben zu können, ist für Harm Goslar, heute 56, möglich, aber kein einfaches Unterfangen. „Das Internet setzt uns schon zu“, bekennt er. Das Unternehmen versucht, über Schuhe.de und Amazon.de selbst auch ein bisschen was vom E-Commerce-Kuchen abzubekommen, aber große Umsätze werden hier nicht erzielt. Auch wenn der Beruf des Händlers immer schwieriger und teils undankbarer geworden ist – der Aufwand steht oft kaum im Verhältnis zum Ertrag – Spaß hat Harm Goslar daran nach wie vor. Er könne sich vorstellen, diesen gerne noch die nächsten fünf, acht oder zehn Jahre auszuüben. Danach übernimmt, so die Hoffnung, sein Sohn einen großen Teil des Familienbetriebs – und führt die lange Einzelhandel-Tradition der Goslars weiter fort.